Nach der Verhaftung des ersten Vorsitzenden Christian Gummert am 8. Mai 2024 hatte sich die Führung des KFC Uerdingen um Gummerts Stellvertreter Sebastian Thißen zurückgezogen und war für die Presse, auch für RevierSport, nicht erreichbar.
Bis auf wenige Zeilen via KFC-Homepage zum Ausfall von Gummert gab es keine Lebenszeichen der Verantwortlichen - bis zum 18. Mai 2024.
Der Vorstand des KFC Uerdingen wandte sich in einem langen offenen Brief an seine Mitglieder. Dieser Brief liegt auch der RevierSport-Redaktion vor.
"Unser Verein durchlebt turbulente Zeiten und kommt einfach nicht zur Ruhe. (...) Damit du nicht ständig nur Gerüchte lesen - und wir nicht ständig auf diese reagieren müssen, möchten wir dich gerne aus erster Hand über die Ereignisse der letzten Wochen, Beweggründe für unser Handeln und mögliche Zukunftsszenarien informieren", mit diesen Worten beginnt der offene Brief des KFC-Vorstand an seine Mitglieder.
In dem Brief teilt der Verein mit, dass die Ex-Vorstände Marc Schürmann und Ilja Ludenberg einen Darlehensvertrag über 500.000 Euro abgeschlossen haben. Jedoch hat der Darlehensgeber seine vertraglichen Pflichten nicht eingehalten und es ist noch kein Cent von dieser halben Million auf dem KFC-Konto gelandet - RevierSport berichtete.
Wir können und werden nicht am Freitag bei einem eventuellen Sieg den Regionalliga-Aufstieg feiern, der dann in der Folgewoche durch einen Punktabzug gegebenenfalls hinfällig würde! Wir werden daher spätestens am Donnerstag öffentlich bekanntgeben, wie es finanziell aussieht und ob wir das Aufstiegsrecht wahrnehmen würden.
KFC-Vorstand
"Wenn zu diesem Zeitpunkt ein Insolvenzantrag gestellt worden wäre, hätte das 3-monatige Insolvenzgeld nicht ausgereicht, um die Mannschaft bis zum Saisonende zu bezahlen, da der letzte Spieltag im Juni liegt. Das hätte zur Folge gehabt, dass der Insolvenzverwalter die Mannschaft hätte zurückziehen müssen, wodurch der KFC Uerdingen erster Absteiger in die Landesliga gewesen wäre", erklärt der Vorstand.
Zudem befürchtete der Vorstand nach Rücksprache mit Insolvenzexperten, dass zu diesem Zeitpunkt eine Insolvenz das komplette Aus des KFC Uerdingen hätte bedeuten können. Kurzum: Streichung aus dem Vereinsregister.
Im offenen Brief heißt es: "Besonders institutionelle Gläubiger hätten einem erneuten Insolvenzplan mit einer geringen Quote nicht zugestimmt, was das Ende für den Verein bedeuten würde."
In dieser fast ausweglosen Situation sprang Unternehmer Gummert ein und zahlte die fälligen März-Gehälter. Er stellte auch ein Abrufdarlehen in Höhe von 250.000 Euro zur Verfügung, um die Saison ohne Insolvenz beenden zu können.
Der Vorstand erläutert: "Das Darlehen war und ist so ausgestattet, dass bis zum Saisonende bis zu 250.000 Euro bei Bedarf in Tranchen für mindestens 60 Monate zins- und tilgungsfrei abgerufen werden können. Diese ersten Darlehensraten haben es uns ermöglicht, die März-Gehälter der Mannschaft zu zahlen und somit das Risiko eines direkten Zwangsabstiegs stark reduziert."
KFC Uerdingen: Vorstand bestätigt - der Vorsitzende sitzt im Gefängnis
Und dann folgte der 8. Mai und die Verhaftung des ersten Vorsitzenden Gummert. Der Verein sei geschockt gewesen, betont aber auch, dass die Verhaftung nichts mit dem KFC Uerdingen zu tun hat. Das seien Gummerts private Angelegenheiten. Auf jeden Fall konnte dieser nach seiner Verhaftung die vereinbarten 80.000 Euro für die April-Gehälter, die am 10. Mai auf das KFC-Konto überwiesen werden sollten, nicht überweisen. Somit warten die Spieler und Trainer einmal mehr auf ihre Gehälter.
Wie geht es nun weiter? Die Antwort des Vorstands: "Nach derzeitigem Stand der Liquiditätsplanung ist nur der Mai betroffen. Im Juni und Juli ist die Liquidität durch Ticket- und Sponsoren-Einnahmen wieder gegeben."
Der Vorstand ist hoffnungsvoll, will mit seinen Mitgliedern aber auch ehrlich sein und schreibt im offenen Brief: "Wenn wir es nicht schaffen, die temporäre Liquiditätslücke in diesem Monat zu schließen, wird ein Insolvenzantrag vor dem letzten Spieltag unausweichlich sein. Dies hätte zur Folge, dass in der laufenden Saison neun Punkte abgezogen würden." Und: Germania Ratingen 04/19 vor dem KFC liegen und in die Regionalliga West aufsteigen würde - aber nur, wenn Ratingen dann einen der ersten drei Plätze belegen würde.
Abschließend heißt es vom KFC-Vorstand, dass die Verantwortlichen noch vor dem nächsten Heimspiel am Freitag (24. Mai, 19 Uhr) gegen die Spielvereinigung Schonnebeck Klarheit schaffen wollen. "Dies ist auch mit der Mannschaft und dem Trainerteam so vereinbart. Wir können und werden nicht am Freitag bei einem eventuellen Sieg den Regionalliga-Aufstieg feiern, der dann in der Folgewoche durch einen Punktabzug gegebenenfalls hinfällig würde! Wir werden daher spätestens am Donnerstag öffentlich bekanntgeben, wie es finanziell aussieht und ob wir das Aufstiegsrecht wahrnehmen würden."